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Fair Pay-Evaluation der Stadt Wien gut, aber lückenhaft

Presseaussendung: Studie über Fair Pay-Maßnahmen klammert Kulturarbeit und die Frage nach dem Fair Pay Gap aus

Die IG Kultur Wien als Interessenvertretung der freien und autonomen Kulturarbeit in Wien begrüßt das Bekenntnis der Stadt Wien zu Fair Pay und die am 15.2. präsentierte Evaluation, die erste Schritte in die richtige Richtung festhält. „Fair Pay kann nicht ohne eine Erhöhung der Kulturbudgets stattfinden“, heißt es dort. Die Studie bestätigt damit eine der wichtigsten Forderungen der IG Kultur Wien.

Vorstandsmitglied Katharina Serles verweist auf den nächsten notwendigen Schritt: „Es bedarf dringend einer Erhebung des Fair Pay-Gaps für die freie Szene in Wien. Erst dann können seriöse Maßnahmen entwickelt werden, die sicherstellen, dass das Geld tatsächlich für faire Entlohnung verwendet wird.“

Die Evaluation wirkt wie ein Emmentaler: Gut, aber lückenhaft“, bringt es Serles auf den Punkt. Der Bereich Stadtteilkultur und Interkulturalität wurde von vornherein ausgeklammert. Er sei zu divers, zu interdisziplinär, zu kleinteilig, heißt es in der Evaluation. Fokus lag auf künstlerischer Arbeit und der von der Stadt Wien verstärkten Förderschiene der Arbeitsstipendien. Diese sind begrüßenswert, allerdings fehlt ein Äquivalent zur Förderung von Kulturarbeiter*innen und -veranstalter*innen.

Auch wenn das Kulturbudget seit 2018 maßgeblich gestiegen ist, die Arbeitsrealitäten sind – wie eine Mitgliederumfrage der IG Kultur Wien im Herbst 2022 zeigt – weiterhin prekär: Mangels Budget wird in der Kulturarbeit zuerst bei Honoraren und Gehältern gespart. Wenn nicht mehr Geld für Fair Pay zur Verfügung gestellt wird, fördert man unfreiwilliges Ehrenamt”, konstatiert Serles.

„Die ausbleibende Reaktion der Stadt auf die komplexen Arbeitsrealitäten der für sie wichtigen freien Szene ist ein Armutszeugnis“, resümiert Serles und bietet gleichzeitig Unterstützung an: „Die IG Kultur Wien steht bereit, gemeinsam mit der Stadt Wien genauer an zielgerichteten Maßnahmen zu arbeiten. In einem nächsten Schritt muss das Feld der Kulturarbeit evaluiert werden.

In diesem Zusammenhang begrüßt die IG Kultur Wien, dass die Stadt Wien die Förderung von Infrastruktur und Räumen bei Fair Pay mitbedenkt und an der Schaffung zusätzlicher Räume arbeitet. Wie die Evaluation konstatiert, ist die Förderung von Räumen und Infrastruktur für Kulturarbeit weiter dringend notwendig. Kulturarbeit ist Arbeit und muss entsprechend bezahlt werden: Dies gilt auch für die Raumbetreiber*innen der freien Szene.

Den Empfehlungen der Evaluation von mehr Transparenz, mehr Budget und der Implementation von Evaluierungsprozessen schließt sich die IG Kultur Wien vollinhaltlich an.

„Von Fair Pay können wir dann sprechen, wenn klar ist, wie viel mehr Geld es dafür braucht, wenn dieses Geld auch tatsächlich zur Verfügung gestellt und zielgerichtet eingesetzt wird, sodass es dort ankommt, wo es gebraucht wird. Alles andere sind Lippenbekenntnisse“, fasst Serles zusammen.

Kurzbericht zur Evaluation: https://www.wien.gv.at/kultur/abteilung/pdf/fair-pay-studie.pdf

 

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