Institut für Alltagsforschung
Das Institut für Alltagsforschung wurde 2011 als Plattform für Expeditionen und Recherchen an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft gegründet. Sein Programm: 1.: Erforschung des Alltags, 2.: Durchführung direkter Aktionen zur Unterwanderung und Verschönerung des Alltags, 3.: Revolutionierung der alltäglichen Verhältnisse. Mit einem zur mobilen Forschungsstation umgebauten Wohnwagen unternahm das Institut seither zahlreiche Expeditionen in den Wiener Alltag. Diese Expeditionen führten u. a. an den Flughafen Schwechat, in die noch nicht existierende Seestadt Aspern, um Recherchen zum Alltag der Zukunft durchzuführen oder in die Gumpendorfer Straße, wo ein Audioguide zu Shopping- und Konsum produziert wurde. Im Laufe dieser Expeditionen entwickelten die MitarbeiterInnen des Instituts eine Reihe von innovativen und flexiblen Forschungstools. Dazu gehören Liveticker zur Berichterstattung aus dem ganz normalen Leben, poetische Mappings, Selbstversuche, Aktionen zur Verschönerung des Alltags, Interventionen oder der Einsatz von Scores und Spielregeln. Präsentiert werden die Ergebnisse der Forschungsexpeditionen in Live-Performances, Ausstellungen und auf der Homepage des Instituts.
Projekteinschätzung
Das Institut für Alltagsforschung hat in seiner prozessorientierten Arbeit Formen und Methoden künstlerischer Recherche entwickelt, die sich den gewohnten Kategorien entziehen: Sieht man darin ein Kunstprojekt, schaut ein streng wissenschaftliches Forschungsinstitut zurück. Hält man es dagegen für eine akademische Institution, verblüfft es mit seinen anarchischen Forschungsmethoden. Mit dieser Störung der Ordnungen des Sicht- und Sagbaren verfolgt das Institut eine künstlerisch-politische Strategie, die das Potenzial hat, die herrschenden alltäglichen Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.
Biografie/Selbstdarstellung
Das Institut für Alltagsforschung ist ein langfristig angelegtes Projekt der internationalen Performance-Company red park. Es war zu Gast auf zahlreichen Festivals und Kongressen und kooperiert mit verschiedenen Spielstätten und Partnern im deutschsprachigen Raum. Über die Vergabe von Stipendien wird anderen AlltagsforscherInnen die Realisierung eigener Forschungsprojekte ermöglicht.
Im Zentrum der Arbeit von red park (gegründet 2003) stehen die Gestaltung von Produktionsprozessen als künstlerische Recherchen und die Erprobung experimenteller Dramaturgien und Settings. Zahlreiche Projekte basieren auf der Aneignung performativer Modelle des Alltagslebens: Sie werden als Expedition oder Einkaufsbummel konzipiert, funktionieren nach dem Modell von Glücksspielautomaten und anderen Maschinen, arbeiten mit Listen und Gebrauchsanweisungen. Die Arbeiten in verschiedenen Medien und Formaten (von Lecture-Performances über Site-specific-Performances zu Installationen und Pop-up-Stores) beschäftigen sich mit dem urbanen Alltag und Subjektivierungsprozessen im Zeitalter der Biopolitik, mit dem Verhältnis von Realität und Fake, Ereignis und Simulation.