Queer Museum Vienna gewinnt Preis der freien Szene Wiens 2022
Förderpreise gehen an: Kollektiv Red Edition und Christine Baumann
Die Preise der freien Szene Wiens 2022 wurden am Abend des 27. Oktober von der IG Kultur Wien im FLUC am Praterstern verliehen. Die Preisträger*innen waren zuvor in geheimer Wahl durch Mitglieder der IG Kultur Wien und die Einreichenden bestimmt worden.
Der mit 3.000 Euro dotierte Hauptpreis ging ans Queer Museum Vienna für Queer Museum @ Volkskundemuseum Wien.
Zwei Förderpreise zu 2.000 Euro gewannen das Kollektiv Red Edition für City of Whores und Christine Baumann für Kunstzelle mit Programm.
Insgesamt wurden heuer 54 Projekte zum Preis der freien Szene Wiens eingereicht. Alle Einreichungen wurden in einem Katalog präsentiert und können auch online betrachtet werden:
Podiumsdiskussion über Fair Pay in der Kulturarbeit:das „Wiener Modell“?
Vor der Preisverleihung diskutierten Ulli Fuchs (Labor Alltagskultur), Sheri Avraham (IG Bildende Kunst) und Susi Rogenhofer (IG Kultur Wien) moderiert von Ivana Pilić über Fair Pay in der Kulturarbeit.
Interessenvertretungen der Kunst- und Kulturarbeit fordern seit Jahren die Erhöhung und Valorisierung von Förderbudgets, um eine gerechte Bezahlung zu ermöglichen. Mit dem Symposium „Freie Szene – freie Kunst“ zu Fair Pay ist das Thema Fair Pay für Kulturarbeit in der Wiener Kulturpolitik zwar angekommen. Jedoch ist die Situation vieler Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen der freien Szene Wiens weiter prekär, weil Budgets nicht ausreichend angepasst wurden.
Sie resümierten, dass angesichts der aktuellen Teuerungswelle eine Erhöhung des Budgets für Kunst- und Kulturförderungen um 15 Prozent erforderlich sei. Andererseits müsse, um eine gerechte Bezahlung von Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen zu ermöglichen, endlich der Fair-Pay-Gap geschlossen werden. Dafür braucht es eine Strategie der Wiener Stadtpolitik.
Die Preisträger*innen:
Queer Museum Vienna:Queer Museum @ Volkskundemuseum Wien
Das Queer Museum Vienna ist zu Gast im Volkskundemuseum Wien. Es fragt, wie sich queere künstlerische Arbeiten, Kultur und Lebensweisen zur Volkskunde und deren Musealisierung verhalten. Ziel ist es, Ausblick auf ein projektiertes zukünftiges Haus für queere Kulturgeschichte und Kunst in Wien zu geben. Wien bekommt also ein queeres Museum. Weil es verwunderlich ist, dass es das noch nicht gibt.
Queere Menschen sind schon immer Teil der Gesellschaft. Genauso sind es Künstler*innen, die ihre Identität außerhalb der Heteronormativität verhandeln.
Seinen (durchaus widersprüchlichen) Namen als etablierte Institution nimmt es schon jetzt an: Die Gründung eines Museums stellt klar, dass queere Kunst, Kultur, Forschung und Geschichte sowie aktuelle queere Fragestellungen diesen Platz brauchen und ihn sich jetzt nehmen.
Kollektiv Red Edition:City of Whores
Mit dem im Rahmen von Red Rules Vienna zum Thema Sexarbeit multidisziplinär entwickelten Stück City of Whores vereinte das Kollektiv Red Edition – Migrant Sex Workers Group Theater und Performance, Tanz, politische Arbeit und queere Bildwelten. City of Whores brachte unterschiedliche Zugänge und Perspektiven von Sexworker*innen, Pro-Sexwork-Aktivist*innen, Künstler*innen, Performer*innen und Autor*innen zusammen. Das neunköpfige Ensemble verwandelte das F23 in Liesing in einen babylonischen Tempel, in dem historische Zuschreibungen auf aktuelle Fragestellungen trafen. Im Stück verschwammen historische Textflächen mit Erzählungen von Sexarbeiter*innen heute.
Chrsitine Baumann: KUNSTZELLE mit Programm
Die KUNSTZELLE, eine ehemalige Telefonzelle, ist seit 2006 Raum für künstlerische Installation und Intervention. Wegen der Sanierung am ursprünglichen Standort im Hof des WUK ist die KUNSTZELLE seit April 2022 Gast auf dem Vorplatz des MuseumsQuartiers. Bis heute haben sich 70 Künstler:innen die Zelle zum Spielfeld genommen, ihre anspruchsvollen Projekte verwirklicht und
den Ort immer wieder neu ausgelotet. Christine Baumann ist Initiatorin und kuratiert das Programm, seit 2022 gemeinsam mit Pablo Chierghin.
Preis der freien Szene Wiens
Die IG Kultur Wien vergibt seit 2004 durch die Stadt Wien finanzierte Preisgelder an Projekte der freien Szene Wiens, derzeit in der Höhe von 7.000 Euro. Die partizipativ vergebenen Preise fokussieren den Blick darauf, was in der Stadt Wien abseits von hoch subventionierter und institutionalisierter Kultur stattfindet. Wesentliche Zielsetzungen des Preises der freien Szene Wiens sind die verstärkte Sichtbarmachung, Vernetzung und Anerkennung unabhängiger, selbstverwalteter Kunst- und Kulturarbeit, die in der Regel unter prekären Bedingungen entsteht.
Alle Einreichungen werden in einem Katalog sichtbar.
Die IG Kultur Wien
Die IG Kultur Wien setzt sich seit 1990 für freie und autonome Kulturvereine, Kulturinitiativen, Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen in dieser Stadt ein – für neue und alteingesessene Freiräume, bessere Bedingungen im Alltag und angemessene, kontinuierliche infrastrukturelle Förderungen unabhängiger und selbstverwalteter Kulturarbeit.
Die IG Kultur Wien ist seit 1990 die Interessengemeinschaft und -vertretung der freien und autonomen Kulturarbeit in Wien. Sie ist eine Serviceeinrichtung für freie kulturelle Organisationen, Kulturinitiativen, Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen.
Weitere Fotos gibt es ►hier.
Die Preisverleihung im Radio:
Die Preisverleihung und einen Teil der Podiumsdiskussion gabs in unserer Radiosendung Frei*Raum*Kultur am 3. November auf Radio ORANGE 94.0 zu hören.
Jetzt online nachhören: https://cba.fro.at/582638